Mehr zu "Bewusstheit"

Was ist Bewusstheit?

Zunächst gilt - etwas überspitzt formuliert - die alte Regel der verbalen Kommunikation:

"Bewusstheit" ist zunächst ein Wort, nicht mehr, ausgesprochen - "ein Geräusch", nicht mehr. Der Rest kommt von dem, der das Wort hört und "versteht". Und dabei natürlich mit seinen inneren Vorstellungen und Bedeutungen versieht.

Umgekehrt hat zuvor der, der so ein solches Wort schreibt oder ausspricht, etwas ganz Persönliches, einen Teil, einen Aspekt seines Weltbildes sozusagen, in diesen Begriff "Bewusstheit" verpackt. In der Hoffnung, "verstanden" zu werden.

Im Prinzip ist das immer in der Kommunikation über Worte so. Doch je konkreter, sinnlich fassbarer etwas ist, desto selbstverständlicher wird natürlich verbale Kommunikation - obwohl auch z.B. die Begriffe "Katze" oder "Apfel" letztlich persönliche Bilder aufgrund persönlicher Erfahrungen und subjektiver Interpretationen sind.

Dieser "gedankliche Vorspann" erscheint mir wichtig. Darüber "Bewusstheit" zu haben ist ein erster und wesentlicher Aspekt von "Bewusstheit".

Kurz gesagt: Bewusstheit ist zunächst einmal das was man persönlich unter diesem Begriff versteht.

Also kann ich nur versuchen, etwas davon zu schreiben, was ich persönlich darunter verstehe, in der Hoffnung, dass der Leser damit seiner persönlichen Deutung ein wenig näher kommt. In diesem Punkt selbst "bewusster" wird.

Ich erhebe natürlich nicht den Anspruch, diesen hoch abstrakten Begriff "zu definieren". Ich erhebe nicht den Anspruch, jemandem erklären zu wollen, was Bewusstheit "ist".

 

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Zwei Aspekte, die mit dem Begriff sehr viel zu tun haben, erscheinen mir wichtig.

Ein erster Aspekt ist für mich Aufmerksamkeit in Bezug auf ihre Qualität. Je "zerstreuter" man z.B. ist im Alltag - ganz im üblichen Sinn - desto weniger bewusst ist man in diesem Augenblick, könnte man sagen. Also drückt sich "Bewusstheit" im Alltag sicher in einer bestimmten Präsenz in einer Situation aus. Man könnte auch sagen, es hat etwas mit Offenheit zu tun, dem gegenüber, das gerade "ist". Und das bezieht sich meiner Meinung nicht nur auf das Äußere - z. B.Gegenstände oder einen Gesprächspartner - sondern in gleicher Weise auch auf das, was innerlich ist, also z.B.: eigene Emotionen, Gedanken und körperliches Erleben.

Und bereits an dieser Stelle erkennt man unschwer, wie vieles in einer bestimmten Situation, in einem bestimmten Augenblick, von all dem, was innen und außen, passiert und eigentlich wahrnehmbar wäre, "unbewusst" ist, also der "Bewusstheit" zunächst einmal fehlt.

Ein zweiter Aspekt von "Bewusstheit" ist für mich noch um einiges schwerer auszudrücken. Ich kann es nur mit einem Bild, mit einer Analogie versuchen:

Ein Mensch träumt: In der Regel ist es ja so, dass in dem Traum eben gerade das "Bewusstsein" davon fehlt, dass es ein Traum ist. Das erst macht ja den Traum zum Traum. Da gibt es also "einen selber" und da gibt es "ganz konkret erlebbar" und durchaus "sinnlich" erfassbar,z. B. Dinge, Tiere und andere Menschen. Kurz "eine ganze Traumwelt". Eine als "außen" erlebte Welt, mit der man sich selbst in einer bestimmten Weise auseinandersetzt, in der man Erfahrungen macht.

Und nach dem Erwachen fragt man sich: Wo ist jetzt diese ganze meine Welt ? Und man wird nicht umhin können, zu bemerken, dass diese ganze Welt wohl in einem selbst gewesen sein muß. Es bietet sich eben dann keine Alternative mehr an. Im Traum war es außen, nach dem Erwachen verliert diese, - zuerst erlebte, Unterscheidung außen / innen - gewissermaßen die Basis.

Diese Dinge verstehen sich von selbst, ich betone sie nur , um die spätere Analogie aufzubauen.

Nun gibt es bei Träumen oft Varianten - viele werden sie aus eigener Erfahrung kennen - bei denen doch mehr oder weniger, manchmal auch ganz, die Wahrnehmung davon da ist, dass man träumt. "Luzide Träume" werden diese bewussten "Traumerlebnisse" genannt. Der Traum läuft sozusagen "normal" ab, da gibt es auch einen selber und seine Traumwelt und man weiß, dass man eigentlich da in seinem Bett liegt...

Je klarer dieses Wahrnehmung des Träumers ist, je "bewusster seiner selbst" er in diesem "Erleben" ist, desto "bewusster" möchte ich ihn zunächst einmal nennen. Einfach wertfrei, um der Unterscheidung von unterschiedlichen Zuständen willen, ganz ohne einen "unbewussten", "normalen" Traum gegenübener einem "bewussten" Traum auf- oder abzuwerten.

Und jetzt der Punkt, auf den es mir eigentlich ankommt: Der Grad an "Bewusstheit" in diesem Beispiel hat zunächst überhaupt nichts zu tun mit dem Inhalt des Traumes. Man kann von einem Goldschatz träumen oder von einem Engelwesen, wenn in dem Traum die Bewusstheit des Träumenden fehlt, bleibt es sozusagen ein "normaler Traum", ein "unbewusster Traum". Wenn einer von banalen Alltagsdingen träumt, dabei aber sich dessen bewusst ist, dass er träumt, ist es "ein bewusster Traum". Es liegt also in der Situation ein qualitativ ganz anderer "Bewusstseinszustand" vor. Das "Äußere" wird dabei viel mehr im Zusammenhang "mit einem selbst" erlebt. Man ist sozusagen gleichzeitig mit dem Erleben in einer "Beobachterposition". Man ist in gewisser Hinsicht "Zeuge" des eigenen Traumerlebens.

Und nun die angekündigte Analogie für das "normale, äußere Leben", "das Leben", wie wir es gerne nennen: Die Bewusstheit darüber, "wer ich bin" und "als wer ich in diesem Leben Erfahrungen mache", ist hier das Entscheidende. Damit auch, was "die Welt" in Bezug auf "mich" ist, und zunächst nicht das, was ich erlebe.

Mögen manche Menschen feinfühliger sein als andere. Mögen manche z.B. "Zustände", "Energien", ja "Wesen" spüren und wahrnehmen, die andere so nicht wahrzunehmen imstande sind, mögen manche abstrakt großartige Philosophien formulieren können, hat das doch zunächst einmal mit "Bewusstheit" direkt nichts zu tun. Mögen manche mit "tieferen Ressourcen" des Menschen, wie z. B. Intuition verbunden sein oder alles Mögliche "an Wissen" haben, so sagt das zunächst wenig darüber aus, "als wer" der Mensch sich erlebt und in welcher Absicht er seine Fähigkeiten gebraucht. Kurz: als "wer", "wie" und "wofür"er lebt.

Es sollte auffallen, dass der - üblicherweise so im Vordergrund stehende - Aspekt des "was", also was ein Mensch dann wirklich konkret tut, hier nicht so direkt von Bedeutung ist. Naturgemäß kann er viele verschiedene Formen annehmen. So viele verschiedene Formen jedenfalls, dass uns die Form allein - also konkret das, was ein Mensch tut - keinen wirklichen Aufschluss über seine "Bewusstheit", über sein "bewusst-Sein" geben kann. Wer nach den Formen schielt, um "bewusste Menschen" zu finden kommt leicht in die Verwirrung.

Die Qualität in der gelebt wird, kann die Orientierung für nach "Bewusstheit" Suchende sein, die Bewusstheit des Augenblicks, könnte man sagen, das bewusste Wahrnehmen und Annehmen dessen, was eben ist, und das in dieser Bewusstheit Leben. Dabei ist es allerdings notwendig, gedankliche Interpretationen dieses Augenblicks ebenso hintanzuhalten wie emotionale Wertungen, denn damit verliert sich diese Qualität buchstäblich "augenblicklich".

Letztlich sind die beiden angeführten Aspekte der "Bewusstheit" nicht zu trennen. Sie beschreiben zusammen eine Qualität. Für mich die Qualität "Bewusstheit".

Zu den heutigen Methoden, die in der Lage sind, auf diesem Weg hin zur "Bewusstheit" wertvolle Hilfestellungen zu geben, gehört für mich die Feldenkrais-Methode in besonderer Weise: "Bewusstheit durch Bewegung".

Denn - der Körper, insbesondere auch mit allen seinen erlernten und angewöhnten muskulären Anspannungen, ist ein zuverlässiger Spiegel der Persönlichkeit. Und Bewegung ist ein elementarer, direkter und unmittelbarer Ausdruck der Persönlichkeit und kann damit sichere Orientierung sein in der bewussten Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit zu dem hin, was tief im Menschen als sein eigentliches "Sein" auf Manifestation wartet.


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