Mehr zu Atem / Stimme
Bewegung ist gleichzeitig Ausdruck des "Wesens Mensch" und seiner Persönlichkeit über den Körper "in der Welt". Mit "Wesen" meine ich hier letztlich "das was der Mensch in der Tiefe ist". Mit "Persönlichkeit" meine ich "das Veränderliche in ihm", das "sich entwickelnde". Oder auch das, wofür er sich in seinem Denken und Fühlen meist hält und wie er dann nach außen "wirkt".

Auch Stimme ist Bewegung, wenn auch eine sehr vielfältige, buchstäblich den ganzen Körper-mit-einbeziehende - den Körper, der wiederum auch unseren emotionalen und mentalen Anteil ausdrückt.

So ist Stimme immer einerseits Ausdrucksmöglichkeit des gesamten Potentials des "Wesens", andererseits konkreter Ausdruck aller aktuell wirksamen "persönlichen Beschränkungen".

Anders gesagt, Stimme ist das Ergebnis einer Vielzahl von gleichzeitig ablaufenden Änderungen von Muskelspannungen des Körpers, ob sie sich in sichtbarer Bewegung zeigen oder nicht.

Bei einer simplen Multiplikation in der Mathematik wird bekanntlich das Produkt immer "0" wenn schon ein einziger von beispielsweise 100 Faktoren "0" wird, unabhängig wie groß alle anderen 99 Faktoren auch sein mögen.

Bei der Stimme ist es in gewissem Sinne sehr ähnlich. Da gibt es ebenfalls eine Vielzahl von ganz zentralen Faktoren. Ein in seiner natürlichen Funktionsweise "gebremstes" Zwerchfell (Atem), subtile "Anspannungsgewohnheiten" z.B. im Bereich Bauches, des Brustkorbs, des Zungengrundes, der inneren oder äußerer Kehlkopfmuskeln reichen bei weitem aus, das "Stimmprodukt" auf ein Minimum seiner eigentlichen Möglichkeit zu reduzieren.

Diese "das eigentliche Stimmpotential begrenzenden Gewohnheiten" sind zwar natürlich ständig wirksam und hörbar, aber selbst eben zunächst nicht unmittelbar wahrnehmbar (spürbar) und damit auch nicht veränderbar.


So bestätigt unsere Erfahrung die anscheinende Richtigkeit unseres Denkens: Wir glauben also z.B. weiter, wir hätten keine gute Stimme, wir könnten an sich nicht singen. Oder einfach z.B.: um lauter zu sprechen, muss man sich mehr anstrengen…

Der Schlüssel liegt also auch hier in uns selber, in der Fähigkeit, unsere bewusste Aufmerksamkeit einzusetzen. In unserer Möglichkeit zur Bewusstheit. Insbesondere auch der Bewusstheit in unserem Körper.

Kurz gesagt: "natürliche Stimmbildung" ist zunächst sicher kein "Plus-Programm". Es geht nicht um das Erlernen "zusätzlicher Tricks" um "dem Körper Stimme beizubringen".
Es ist zunächst eindeutig ein "Minus-Programm". Es geht um das schrittweise bewusste Spüren und Weglassen einer Unzahl von unbewussten, den freien Stimmausdruck hemmenden (muskulären) Aktivitäten.

Die verblüffende "Stimmkraft" eines dazu den Körper auf natürliche, ungehemmte Weise einsetzenden Säuglings mag hier ebenso als Beispiel dienen wie einzelne Sprecher oder Sänger, die mit Leichtigkeit enormen Klang und Stimmausdruck erzielen.

Anmerkung: Bekanntlich ist es trotz intensiven Bemühens der wissenschaftlichen Forschung bisher nie gelungen, klare körperlich-anatomische "Ursachen" für solche Stimmen zu finden. Immer bleibt es letztlich die "Funktionsweise" des Körpers, die die Qualität Stimme bestimmt, und damit das "Wesen" Mensch im Zusammenwirken mit der "Persönlichkeit", über "körperliche" Gewohnheiten.

Aus diesen Überlegungen ergibt sich die ideale Einsetzbarkeit der Feldenkraismethode für die schrittweise Entfaltung unserer Stimme, zumindest für jene, die es mit dem Begriff der "Selbsterfahrung" ernst meinen.

Bewusstheit durch Bewegung
Bewusstheit durch "die Bewegung Stimme".


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